Welchen Zwillingskinderwagen?

Das Angebot an Zwillingskinderwagen ist recht überschaubar. Ich glaube, die meisten gängigen Hersteller haben genau ein Modell. Welcher Wagen der Beste ist lässt sich meiner Meinung nach nicht sagen – es kommt auf die individuellen Bedürfnisse der Familie an. Wer seinen Wagen oft alleine in einen Kofferraum wuchten muss bevorzugt wahrscheinlich einen anderen Wagen als jemand, der viel zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist.

Ich gehöre zu letzterer Gruppe und möchte an dieser Stelle dem Hamburger Verkehrsverbund ein dickes Lob aussprechen: Die Niederflurbusse sind super!!! Auch mit Zwillingskinderwagen kommt man in jeden Bus hinein und findet immer Platz ihn abzustellen. Auch U- und S-Bahnfahren ist kein Problem, es gibt allerdings noch recht viele Stationen ohne Aufzug. Darüber, ob es einen Aufzug gibt und wo genau er sich befindet, kann man sich vor Reiseantritt hier informieren: http://www.hvv.de/wissenswertes/mobilitaet-fuer-alle/index.php

Nun aber zurück zu den Kinderwagen. Im folgenden liste ich einige Kriterien auf, in denen sich die Wagen teilweise unterscheiden und die ich für wesentlich bis bedenkenswert halte:

1. Breite
Der Wagen sollte nicht breiter als ca. 80 cm sein. Dann passt er meist gerade noch auch durch schmalere Fahrstuhltüren (rollstuhlgerechte Türen sind mindestens 90 cm breit). Achtung! Es gibt Wagen, deren weiteste Stelle der Radabstand ist. Der Wagen ist dadurch recht breit, ohne dass der zusätzliche Platz den Kindern zugute kommt (gesehen bei Emmaljunga).

2. Reifen
Ganz wichtig finde ich, dass der Wagen schwenkbare Vorderräder hat. Das haben Einkaufswagen schon seit Menschengedenken, bei Kinderwagen ist man scheinbar erst in den letzten Jahren darauf gekommen und sie haben sich noch nicht überall durchgesetzt. Riesenvorteil: Man kann „auf dem Teller wenden“. Man kann also Kurven fahren, ohne auf den Schieber drücken zu müssen, damit sich die Vorderräder anheben. Beim Ausprobieren der Wagen im Geschäft mag dieser Vorteil noch nicht so augenfällig sein, wenn aber erstmal zwei wohlgenährte Kinder im Wagen sitzen sieht das schon anders aus.

Mir war auch wichtig, dass der Wagen keine Luft- sondern Hartgummireifen hat. Das ist wie beim Fahrrad – Luftreifen bieten wohl mehr „Fahrkomfort“, können aber eben auch mal einen Plattfuß haben. Apropos Fahrkomfort: Je größer die Reifen, desto weniger die Gefahr, an hochstehenden Gehwegplatten etc. hängen zu bleiben.

3. Handhabbarkeit beim Zusammenklappen; Packmaß nach dem Zusammenklappen, Gewicht
Wichtig ist natürlich auch, ob sich der Wagen leicht zusammenklappen lässt und ob es einen Wagen gibt, der in das eigene Auto passt. Beides auf jeden Fall vor dem Kauf ausprobieren!
Zwischen den gängigen Wagen gibt es recht beachtliche Gewichtsunterschiede. Wer seinen Wagen oft verladen muss sollte darauf achten.

4. Softtaschen oder „Wannen“
Die meisten angebotenen Kinderwagen sind heutzutage „Kombiwagen“. Für Babys gibt es einen Aufsatz, in dem sie liegen können (sog. Softtasche oder „Wanne“). Unter diesem Liegeaufsatz befinden sich i.d.R. die sog. Sportsitze für Kinder die schon sitzen können. Idealerweise kann man also für die gesamte Zeit, in der man einen Kinderwagen benutzen möchte, denselben Wagen gebrauchen. Meiner Erinnerung nach sind die „Wannen“ stabiler und geräumiger. Im Umkehrschluss heißt das: Die Softtaschen sind weniger sperrig. Ich könnte mir vorstellen, dass für Leute die immer zwei davon tragen müssen, die Softtaschen angenehmer sind. Ich bin beim Tragen damit jedenfalls gut zurecht gekommen.

5. Variabilität
Viele Wagen bieten Zusatzfunktionen. Gut ist es z.B., wenn man bei dem ohnehin schon großen Wagen den Schiebegriff nach vorne oder unten wegklappen kann, um ihn platzsparender abstellen zu können. Bei Eltern, die verschieden groß sind, ist es angenehm, wenn sich der Schiebegriff auf verschiedene Höhen einstellen lässt.
Für die Kinder ist es schön, wenn sie als kleine Babys die Blickrichtung zu den schiebenden Eltern haben, als größere Kinder aber nach vorne in Fahrtrichtung sehen können. Erreichen lässt sich das, indem entweder der Schiebegriff komplett umklappbar ist oder die Sitzeinheit sich umdrehen lässt.
Bei den Sitzen für die größeren Kinder sollte man auch darauf achten, ob diese sich geräuschlos und ohne großes ruckeln und fummeln in verschiedene Positionen verstellen lassen (liegend, halbsitzend, aufrecht). Auch das Sonnenverdeck sollte leicht und geräuschlos zu verstellen sein.

6. Zubehör
Na klar – in Hamburg braucht man eine Regenhaube. Also schon beim Kauf drauf achten, ob es dieses Zubehör für den Wagen gibt. Extrabreite Einkaufsnetze, die man an den Schiebgriff hängen kann, gibt es hier: http://www.zwillingsburg.de
An dieser Stelle möchte ich aber meinen Rat anbringen, den Wagen NICHT im Internet zu bestellen, zumindest wenn man einen neuen Wagen kauft. Nur wenn man im Fachhandel vor Ort kauft bekommt man für die Zeit, in der der Wagen wegen Mängeln oder Reparaturen eingeschickt wird, einen Ersatzwagen gestellt!

7. Und welchen Wagen haben wir?
Wir haben den Teutonia Team Alu (Baujahr 2008) und sind sehr zufrieden damit. Es ist ein recht schwerer Wagen und ich habe mit dem Zusammenklappen bisweilen etwas Mühe. Alleine in den Kofferraum heben bekomme ich hin, ist aber schwierig. Verbesserungswürdig sind der sehr kurze Hebel der Fußbremse und die Polsterung des Schiebegriffs, die schnell kaputt gegangen ist. Das Verstellen der Rückenlehnen der Sportsitze ist recht fummelig.
Sehr gut sind die großen Hartgummiräder, die schwenkbaren Vorderräder, der klappbare Schiebegriff und die drehbare Sitzeinheit (so dass es möglich ist, die Blickrichtung der Kinder zu ändern). Insgesamt macht der Wagen auf uns einen sehr stabilen Eindruck und die Sitze sind gut gepolstert (manche Wagen wirken eher wie Hängematten oder man fühlt jede Strebe durch das Polster). Eine gebrochene Verstrebung, die wir nach mehreren Wochen reklamiert haben, hat Teutonia schnell und problemlos als Gewährleistungsmangel repariert und uns während dieser Zeit einen Ersatzwagen zur Verfügung gestellt.

2 Reaktionen zu “Welchen Zwillingskinderwagen?”

  1. Marianne Wellershoff

    Wir haben uns für den Urban Jungle Mountain Buggy entschieden, der viele Kriterien erfüllt, die Gabriele genannt hat. Er hat allerdings luftgepolsterte Reifen.

    Das Modell ist das leichteste auf dem Markt, extrem wendig, unkompliziert. Man kann zwei Zwillingsschalen einsetzen und später zum Buggy umrüsten. Die Babys liegen gegen die Fahrtrichtung, im Buggy schauen die Kinder in Fahrtrichtung. Der Griff ist höhenverstellbar, ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

    Der Wagen hat auch Nachteile: Die Sonnenverdecke haben nur 2 Einstellungen, oben oder unten. Wir haben uns Gurte selbst gebastelt, damit man sie auch nur halb hochziehen kann. Die Babyschalen sind sehr schmal und mit 74 cm Innenmaß auch nicht besonders lang – wer große Kinder hat, die erst spät sitzen, bekommt mit dem Wagen ein Problem.

    Ich würde auch dringend davon abraten, das Modell im Internet zu bestellen. Wir haben bei Kids first in Hamburg gekauft und waren mit dem Service sehr zufrieden. Wir haben den Servide auch gebraucht, denn ein Stoßdämpfer war gleich kaputt – oder aber der Wagen war nicht korrekt montiert.

    Sehr ärgerlich allerdings finde ich, dass der Wagen in den USA inklusive Babywannen 740 Dollar kostet und hier mehr als 1000 Euro. Wer bei Ebay nachschaut, sieht, dass er einen hohen Wiederverkaufswert hat, das als kleines Trostpflaster.

  2. Markus

    Ich bin gerade noch auf der Suche, gar nicht so einfach. Aber vielen Dank für diesen tollen Artikel, hat mir viel weiter geholfen. Letztendlich habe ich das Modell Espri Zwillingsbuggy von hier http://astore.amazon.de/zwillingskinderwagen-baby-21 genommen. Ist noch nicht geliefert, aber wenn er kommt, schreibe ich mal über meine Erfahrung damit.

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